Mit zwei Buell M2 nach Griechenland

Tag 5: Heißes Pflaster und kalter Kaffee

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DO: Adria-Patras-Olympia = 960 km Wasser, 250 km Straße

Um 6:00 aufgewacht. Die Knochen sind unterdessen wieder sortiert. Decksklasse ist eben doch etwas unbequem, dafür erwiesen sich die weichen Hüftprotektoren beim Schlaf in stabiler Fötallage als ausgesprochen komfortabel. Moppedjacke und Stiefel schützten vor der feuchten Kühle. Das GPS sagt, dass rechts gerade Lecce (hach!) vorbei zog und wir uns mit 51 Km/h dem Peloponnes nähern.

Lecker Kaffee, Obst und Croissants aus der Cafeteria 4 Etagen unter uns hergeschleppt und uns auf weitere 8 Stunden Müßiggang eingestellt. Das Buch über den Held meiner Jugend, Wau Holland, will verschlungen werden.

Die Zeit verrinnt, es wird heißer, die wenigen Nicht-Trucker liegen um den Swimming Pool herum und gegen 16:00 steht die Superfastferry als höchstes Bauwerk in Patras. Wir schwitzen höllisch unten im LKW-Deck. Das Gewarte nutzen wir zu einem Small Talk mit Athener Polizisten, die mit unglaublich viel Gepäck auf ihren Dienst-TransAlps von irgendeiner Olympia-Veranstaltung aus Paris kamen. Wahrscheinlich mussten sie das Olympische Feuer bewachen. Der mit dem Koffertrolley oben drauf sagte entschuldigend, dass er privat Hayabusa führe.

Die Rangiermeister waren beim Dirigieren der 40-Tonner, die teilweise rückwärts über die diversen Rampen fahren mussten, wieder dem Herzinfarkt nahe. Endlich draußen! Petra hatte berechtigten Schiss vor dem Gerutsche auf dem nassen und öligen Decksboden - aber alles ging gut. In Patras der Hitzeschock! Jeder Ampelstopp kostete 38,5ml Schweiß. Dann endlich freie Fahrt Richtung in Richtung Pirgos. Der Asphalt ist fast überall glatt wie eine Stahlplatte. Jeder kurze Gasstoß lässt das Heck schlönzeln. Rasen ist hier nicht.

An der Landstraße kann man alle 200m Melonen kaufen. Irgendwann war der Schweißvorrat auch ohne Ampelstopps aufgebraucht und ein winziges Kaff, es erinnerte an einen Truck Stop in der Algerischen Wüste, bot ein Kafenion unter einer alten Platane. Wasser und Kaffee mit Kaffeegrund getankt, dem voll in Bewegung befindlichen Fahrzeugmuseum zugeschaut und weiter, weg von der Küste ins Landesinnere. Dabei landeten wir in der Touristenmetropole Olympia, aber seltsamerweise völlig ohne Touristen. Die Busse fahren halt abends wieder ab.

Trotzdem gibt es Hotels und in eines davon durften wir die Buells durch den Haupteingang mitten in die Empfangshalle (wirklich!) fahren, damit sie sicher abgestellt sind.

Unter einem Baum auf der Hauptstraße dieses etwas größeren Dorfes lümmelt der Dorfsheriff an seiner aufgebockten schneeweißen 1200er Bandit rum, um den Hals eine verchromte Trillerpfeife, die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, beobachtet er extracool durch seine Peter-Fonda-Sonnenbrille die flanierenden Mädels.

Die Hauptstraße ist ansonsten voll mitteleuropäisiert, denn es gab weder griechischen Kaffee noch griechische Speisen. Als wir auf einer Speisekarte Wiener Schnitzel entdeckten, schauten wir mal, wo ein Grieche essen würde. In einer Nebengasse wurden wir fündig. Ein Reataurant war voller Perlen-auf-Kettchen-zählender Eingeborener. Sehr günstig und richtig gut konnte man hier speisen, dazu sind wir hyperfreundlich und aufmerksam vom einem 12jährigen bedient worden. In der "City" kostete alles das Dreifache und Retsina war dort unbekannt. Wenn wir schon woanders sind, darf auch die Ernährung anders sein.

Nach noch einem Weinleinfein war um Mitternacht plötzlich die Hölle los. Knallkörper explodieren an jeder Ecke, die Masse grölt, alle Mopeds, Autos und Laster des Dorfes rasen hupend und von Griechenfahnen umweht die Hauptstraße auf und ab - inclusive der Polizeiwagen des Dorfes. Ein satter BurnOut bis zum Reifenplatzer des Dorfrockers krönte den Einzug ins Finale der Fußball-EM. Der Typ mit dem Motorroller versucht es auch und schafft es, mit Anheben des Hecks der Automatik das Durchdrehenlassen des Minireifens bis zum schwungvollen Drift zu ermöglichen. Die kleinen Mädchen sind begeistert!



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