Mit zwei Buell M2 nach Griechenland

Tag 6: Der Nagel vom Strand in den Bergen

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FR: Olympia-Kardamili = 270km

Gleich nach dem Frühstück wurden die Mopeds aus der Hotelhalle rangiert, um das nicht in der Hitze und voller Montur zu machen. 50€ incl. Frühstück, obwohl 85 ausgezeichnet waren, waren OK. Schwer bewachtes Parken gratis. Es scheint, dass der gemeine Tourist das griechische Festland meidet. Jedenfalls kamen noch keine Busse und wir und zwei andere waren die einzigen Gäste im 100-Betten-Hotel.

Gut, dass es hier wieder an jeder Ecke 99oktaniges V-Power und bei den anderen Erdölverfeinerern sogar 100 Oktan gibt. Damit laufen die Buells auch bei flirrender Hitze klingelfrei die Berge rauf und runter.

Weiter geht's Richtung Süden, nämlich mit Riesenumwegen nach Kalamata. Es riecht nach Kräutern und Feigen, nach fetten roten Blüten und in Meernähe nach Fisch und den leckeren Meze zum Ouzo, hier oft kurz angegrillte Krakenbeinscheibchen. Ich überlegte, während wir durch eine der gefährlich glatten Kurven rutschten, ob ich besser in eine Leitplanke oder in eine Kakteengruppe rauschen würde, wenn ich es mir aussuchen könnte. Wir meisterten aber alle Kurven, obwohl der eindeutige Straßen-Reifen-Kontakt öfters unterbrochen war.

Irgendwo am Strand nahmen wir noch einen Frappé und Wasser ein und viele, viele Kilometer weiter in der heißen Pampa (> 40°) bei einem schattenlosen Ausblickgenießungs- und Petra-muss-rauchen-Stopp den dampfenden Hinterreifen, der so viel aushalten muss, mit einem freundschaftlichen Klapps getätschelt. Was ich hier außer Motorradfahrer auch nicht sein will, ist Reifen.

Upps, da steckt ja ein Nagel im Gummi! Ich bin BMW ja so dankbar! Diese kleine Tüte in der unteren Abteilung des Elefantenboys mit Ahle, Vulkanisierpaste und Gummistöpsel hat mich schon ein paar Mal gerettet und auch hier muss es funktionieren. Immer wieder ist es eine Überwindung, die Ahle in den Reifen zu bohren, die Luft dabei entweichen zu lassen und das Loch aufzureiben.

Ich hatte aber kein Vertrauen in die Dauerhaftigkeit der Reparatur, zumal bis nach Hause noch gute 2500km zu fahren sind. Also vom Maniland zurück in die brütende Stadt und dort teilweise unangenehmen Kontakt zu eingeborenen Städtern aufgebaut. An diversen Tankstellen und Reifenläden nachgefragt und mit genervtem, aber Mani-typischem Tonfall Auskünfte bekommen, wo man die Pelle reparieren lassen kann. Jeder schickte uns zum nächsten. Neureifen gibt es natürlich gar nicht.

Komischerweise machen alle Läden erst wieder um 18:00 auf, so auch der Yamahadealer. Nebenan in einem Kafenion und Ouzerie warteten wir auf den Abend, und im Lauf von 2 Stunden bekamen wir mit, wie drinnen gezockt wurde. Alte bedauernswerte Männer verließen die Kneipe und setzten sich mit betrübten Gesichtern neben uns. Auf dem Zettel des einen standen 1670 Euro. Als Petra gegenüber im Laden Eis kaufte, war auch gerade der Kaphenion-Wirt dort und kassierte vom Ladenbesitzer die Armbanduhr.

15 Läden haben wir abgeklappert. Einer meinte, mit Reifenreparatur hätte er gar nichts am Hut, aber genau zu dem brachte der Vulkaniseur eine Stunde später den Reifen zum Von-der-Felge-ziehen. Eine andere Werkstatt baute das Rad aus. Glücklicherweise lagen Reifenausbauer, Gummirunterholer und Flicker nur jeweils 500 Meter auseinander. Alles endete mit fliegenden Schraubenziehern, weil einer der Werkstattbesitzer einen Wutanfall über die Ungeschicklichkeit eines Lehrlings bekam. Ich war später allerdings auch bedient, weil die Bleche in der Hinterradbremse verbogen wurden und sich die Bremse nur noch löste, wenn der Fußhebel wieder hochgezogen wurde. Die hintere Bremse ist mir auf trockenen Straßen eh wurscht - also lassen wir das erstmal. Dafür war der Flicker echt nett. Eigentlich war er nur fürs Flicken von Schlauchbooten zuständig, aber dann zeigte er uns ein Bild seines geliebten Mopeds - einer Zündapp KS 601.
Die Eigenreparatur hätte übrigens nicht gehalten, denn der Nagel war so lang war, dass er sich an der Flanke von innen durch die ersten beiden Plies durchgearbeitet hatte. Dies angekatzte Stelle wurde dann auch professionell geflickt.

Noch einen Kaffee gezutschelt, dann ging es total romantisch wieder rauf in die Berge und im Licht der tief überm Meer stehenden Sonne über wunderbare Kurven und Serpentinen, mit langen Schatten der Pinien auf der Straße, hinunter an eine Bucht. Der typische Dorfplatz mit Post, drei Bars, Bushaltestelle, einem Taxi und Gemüsewagen überzeugte uns, hier einen Tag zu bleiben.

Eine Pension am Meer war schnell gefunden, die Buells durften die ganze Nacht aufs Meer schauen und wir saßen derweil draußen an der Straße vorm Restaurant bei gegrillten Kalamares, Moussaka, Salat, Käse, Oliven und eiskalten Amstel-Bieren, an deren Flaschen das Kondenswasser herunterrann.



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